482 Zeittafel.
444 Macht und Blüthe Athens durch Perikles. Phidias, der Bildhauer. Herodot, der Geschichtschreiber. Die Dichter Aeschylus, Sophokles und Euripides.
431—404 Peloponnesischer Krieg.
420 Der Feldherr Alcibiades und der Philosoph Sokrates.
406 Dionysius der Aeltere in Syrakus.
390 Rom wird von den Galliern verbrannt. Camillns.
379 Pelopidas und Epaminondas in Theben.
371 Epaminondas siegt bei Leuktra.
367 Die licinischen Gesetze. — Dionysius der Jüngere. Plato.
363 Epaminondas fällt bei Mantinea.
350 Der Redner Demosthenes. Diogenes, der Cyniker.
338 Philipp von Macedonien siegt bei Chäronea über die Griechen.
Dritte Periode.
336—323 Alexander der Große zerstört das persische Reich und stiftet das macedonische.
280 Pyrrhns und Fabricius.
264—241 Der erste pnnische Krieg. Duilius. Regulus.
218—202 Der zweite pnnische Krieg. Hannibals Zug über die Alpen. 216 Schlacht bei Cannä.
202 Hannibal und Scipio bei Zama.
149—146 Der dritte punische Krieg. Scipio der Jüngere.
146 Die Römer zerstören Karthago und Korinth. — Beginnender
Verfall der römischen Sitten.
133 Tiberius Gracchus.
123 Cajus Gracchus.
113 Die Cimbern und Teutonen. — 106 Jugurtha von Numidien. 102 und 101 Marius siegt bei Aix und Vercelli.
88 Bürgerkrieg zwischen Marius und Sylla.
86 Tod des Marius. 78 Tod des Syllfl.
63 Catilina. Der Redner Cicero.
60 Triumvirat des Pompejus, Cäsar und Crassus.
48 Cäsar siegt bei Pharsalos.
44 Cäsar wird ermordet. — Triumvirat des Octavius, Antonius und Lepidus.
31 Schlacht bei Actium. Octaviau besiegt Antonius und macht sich zum Kaiser von Rom.
Vierte Periode.
1 Jesus Christus Geburt.
9 Armin befreit die Deutschen von der Herrschaft der Römer. 14 Tod des Kaisers Angustus.
14—68 Tiberius. Caligula. Claudius. Nero.
68 Das Haus des Augustus erlischt.
70 Zerstörung von Jerusalem durch Titus.
79 Untergang von Herculauum und Pompeji.
98—180 Trajan. Hadrian. Die beiden Antonine.
270 Zenobia, Königin von Palmyra.
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214
Alte Geschichte. 3. Periode. Römer.
In jenen beiden Inseln war es ohne viele Schwierigkeiten gegangen, in Sicilien dagegegen halten sie fortwährende Kämpfe mit den dortigen Städten, besonders auch mit Syrakus, zu bestehen gehabt. Nun aber, nachdem die Römer Unter-Italien erobert hatten und ihnen das schöne Sicilien so einladend nahe lag, war ein feindliches Zusammentreffen der Römer und Karthager vorauszusehen. Die Veranlassung dazu fand sich bald.
Eine wilde Rotte Miethsoldaten, Mamertiner genannt, hatte sich der Burg von Messana — jetzt Messina — bemächtigt. Die Karthager benutzten diese Gelegenheit, um gleichfalls in Messana einzurücken, aber die Mamertiner wollten die neue Herrschaft sich nicht gefallen lassen und baten die Römer um Hülfe. Diese hatten längst schon mit neidischen Augen die Fortschritte der Karthager bemerkt und nahmen den Antrag an. So entstand ein 24jähriger Krieg zwischen Rom und Karthago (264—241), den man den ersten punischen Krieg nennt, weil die Karthager auch Puuier genannt wurden. Es hat drei solcher Kriege gegeben.
Römische Heere gingen auf Flößen nach Sicilien über, drängten die Karthager aus einer Stadt nach der andern und eroberten endlich gar die große, an der Seeküste gelegene Stadt Agrigent (Girgenti). Aber endlich sahen die Römer ein, daß man, wenn man mit einer seefahrenden Nation Krieg führen wollte, auch eine Flotte haben müßte. Wo aber die hernehmen? Die Römer hatten sich bis jetzt nicht viel um die See bekümmert und noch nie ein Kriegsschiff gebaut; ja, sie wußten nicht einmal, wie sie das anfangen sollten. Da warf zufälligerweise einmal ein Sturm eine karthagische Galeere an das italische Ufer. Sie zogen sie auf das Land und studirten sie so sorgfältig, daß sie nun selbst eine zu bauen versuchen konnten. Und siehe da, der Versuch gelang! Nun wurde schnell gezimmert mit solchem Eifer, daß binnen zwei Monaten 130 römische Galeeren fertig waren. Nur fehlte es noch an geschickten Seesoldaten, und dem Mangel war nicht so leicht abzuhelfen; denn ein Anderes ist es, auf dem Lande, als auf der See zu fechten, und die ersten siebzehn Schiffe, die in die See stachen, wurden auch wirklich von den Kürthagern weggekapert. Aber zum Glück hatten die Römer damals einen sehr klugen und erfindungsreichen Consul, den Dnilins. Der Mann dachte: „Wie fängst du es an, daß deine Soldaten auf der See wie auf dem Lande fechten können?" Denn da, wußte er wohl, waren die Römer allen Völkern weit überlegen. Bald hatte er ein Mittel
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Zweiter punischer Krieg. Hannibal.
219
und nicht der kleinste Fehler der Feinde entging ihm. Dabei hatte er einen dauernden, abgehärteten Körper; Frost und Hitze, Hunger und Durst und die allerermüdendsten Märsche erduldete er mit Leichtigkeit. Keine Schwierigkeit schien ihm zu groß, daß sie nicht überwunden werden könnte. An ihm sahen seine Sonaten mit eben so viel Liebe als Vertrauen hinauf; denn er sprach mit Jedem freundlich, sorgte für Jeden, und sie wußten, daß ihm der Sieg nicht fehlen konnte. Es schien, als wäre ein neuer Alexander aufgestanden. ^
Jetzt stand er in Spanien und die Römer dachten nicht anders, als daß er sich mit seinen Soldaten in Schiffe setzen, quer über das mittelländische Meer fahren und etwa bei Rom landen, oder vielleicht nach Sicilien gehen würde. Deshalb schickten sie auch den einen Consul nach Sicilien, während der andere nach Ober-Italien marschirte. Plötzlich erfuhren sie, daß Hannibal zu Lande, über die Pyrenäen und Alpen, nach Italien gekommen sei. Wirklich war der kühne Held mit etwa 60,000 Mann, lauter Kerntruppen, und 37 Elephanten von Spanien aufgebrochen, über die beschneiten und damals noch unwegsamen Pyrenäen gegangen, und langte an der reißenden und breiten Rhone an. Hier war aber nirgends eine Brücke, nicht einmal ein Kahn zu sehen, und jenseit standen die wilden Gallier, feindselig ihm den Uebergang zu wehren. Jeder andere hätte vielleicht hier den Muth verloren und wäre umgekehrt. Hannibal aber täuschte den Feind durch geschickte Märsche und kam glücklich theils auf Schiffen, theils schwimmend, theils watend hinüber. Aber der Schwierigkeiten waren dabei entsetzlich viele. So wollten z. B. die Elephanten durchaus in kein Schiff, und man mußte eine besondere Art von Flößen für sie erfinden und bauen, um sie nur aufs Wasser zu locken. Und doch überwand Hannibal die Hindernisse glücklich.
Aber noch fehlte viel, ehe man am Ziele war; denn nun erhoben sich vor den Karthagern die himmelhohen, ganz in Schnee, Eis und Wolken gehüllten West-Alpen, über die damals weder Weg noch Steg führte. Und dazu war man im Monat September, wo der im Gebirge schon fallende Schnee die Schwierigkeiten und Gefahren des Marsches erhöhte. Um aber das Grausen noch zu vermehren, hatten die wilden Bergbewohner, die da glaubten, Hannibal wollte ihnen ihr Land nehmen, sich auf den Abhangen aufgestellt und schleuderten Pfeile und Felsenstücke auf die Kletterer. Die Packpferde wurden scheu vor dem fürchterlichen Geschrei der
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Zweiter pumscher Krieg. Fabius und Hannibal.
221
birge glücklich hinter sich und Ober-Italien lag vor ihnen. Aber wie geschmolzen war nicht das schöne Heer! Kaum die Hälfte war noch übrig, und von allen Elephanten war nur ein einziger glücklich über das Gebirge gekommen. Die Römer, nicht wenig erschrocken über die unvermuthete Erscheinung der Karthager, da, wo kein Mensch sie erwartet hatte, hatten ihnen ein Heer untev Pub lins Cornelius Scipio entgegengeschickt; aber es wurde am Flusse Tessino geschlagen. Ein zweites unter Sempronins hatte südlich vom Po, an der Trebia, dasselbe Schicksal, und ein drittes unter Fl am in ins Nepos erhielt amtrasimenischensee im Toscanischen (See von Perugia) eine noch größere Niederlage.
In Rom, dem Hannibal immer näher kam, war indessen eine entsetzliche Verwirrung. Bei der ersten Nachricht von der letzten verlorenen Schlacht stürzten Alle auf den Markt und forschten ängstlich nach dem Umfange des Unglücks. Die Magistratspersonen konnten die Sache nicht verschweigen. „Ja! leider ist es wahr!" sprachen sie, „die Schlacht ist verloren, der Feldherr ist'todt, die Meisten erschlagen, nur Wenige entkommen!" — Da war das Jammern und Weinen grenzenlos, das besonders die Frauen ausstießen; und als die ersten Flüchtlinge ankamen, liefen ihnen die Frauen bis vor das Thor entgegen, umringten Jeden und wollten von den Ihrigen Nachricht haben, welche die Ankömmlinge doch nicht geben konnten. Eine Frau, die ihren Sohn glücklich zurückkommen sah, starb in seinen Armen vor Freude; eine andere, der man erzählt hatte, ihr Sohn sei unter den Erschlagenen, und die ihn plötzlich in ihr Zimmer eintreten sah, rührte der Schlag vor freudiger Ueberraschuug auf der Stelle. Viele durchliefen jammernd die Straßen mit fliegendem Haare, und die ganze Stadt war erfüllt mit Schmerz, Angst und Entsetzen.
In dieser Noth beschloß der Senat, einen Dictator zu erwählen, der ein halbes Jahr lang befehligen und den Staat zu retten suchen sollte. Keine Wahl konnte glücklicher sein als die getroffene. Sie fiel auf einen alten, allgemein geachteten Mann, Fabius Maximus, welcher den Beinamen Eunctator erhielt, der ihm anfangs zum Schimpf gegeben wurde, nachher aber zur größten Ehre gereichte, denn er bedeutet einen Zauderer und wurde ihm beigelegt, weil er mit der äußersten Vorsicht gegen den gefährlichen Hannibal verfuhr. Dieser hätte nach dem letzten Siege leicht auf Rom losgehen können; aber er wagte es doch nicht, mit seinen wenigen Truppen die große Hauptstadt anzugreifen, sondern zog
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Zweiter punischer Krieg. Fabius und Hannibal. 223
was er vorausgesehen hatte. Jener übereilte Mensch wollte sich gleich sehen lassen und einen Sieg nach Rom zu berichten haben; er zog geschwind vom Gebirge hinunter und fiel in einen Hinterhalt des Hannibal, der schon auf den Unbesonnenen lauerte. Zum Glücke des Miuucius kam Fabius, der Alles von oben mit angesehen hatte, ihm geschwind zur Hülfe, hieb ihn wieder heraus und kehrte dann schnell wieder auf seine Berge zurück. „Dacht' ich's doch," rief Hannibal ärgerlich, „daß die Wolke da auf den Bergen uns auf einmal ein Donnerwetter bringen würde." — Minucius aber zog, sobald er ins Lager zurückgekehrt war, mit seinen Soldaten nach dem Zelte des Fabius, pflanzte vor demselben seine Fahne auf und sprach: „Großer Dictator, du hast so eben mir und meinen Leuten das Leben gerettet; du bist weiser als ich, darum gebe ich meinen Feldherrnstab in deine geschickteren Hände zurück."
So lange der treffliche Fabius die Römer anführte, konnte Hannibal nichts machen. Nun war aber die Zeit des Fabius um; er wurde zurückgerufen und die beiden Confulu Aemilius Paulus und Terentius Varro gegen den Feind geschickt. Gegen den Rath seines Amtsgenossen drang Varro, ein unbesonnener Mann, aus eine Schlacht. Bei Cannä, einem Städtchen in Unter-Italien, unweit des adriatischen Meeres, ließ er sich (216) von dem umsichtigen Hannibal überfallen und erlitt eine solche Niederlage, wie die Römer noch nie erfahren hatten. Da gab es wieder in Rom ein großes Wehegeschrei, aber der Senat benahm sich dabei recht männlich, verbot alles Lärmen und Jammern auf den Straßen, schickte gleich einen andern Feldherrn mit einem schnell neuausge-hobenen Heere den Karthagern entgegen und gab den Gesandten des Hannibal, welche Friedensvorschläge thaten, zur Antwort: so lange ein Karthager noch in Italien sei, möchten sie nur an keinen Frieden denken. Dieser Muth in der Gefahr hat Rom allein gerettet. Schnell wurden neue Truppen ausgehoben und alle Anstalten mit römischer Kraft getroffen, den gefährlichen Feind abzu-, halten und das abgefallene Unter-Italien wieder zu bezwingen. Hannibal rückte zwar im weiteren Verlaufe des Krieges einmal bis in die Gegend von Rom und setzte dadurch die Furchtsamen in solches Schrecken, daß sie ihn in Gedanken schon in der Stadt sahen.*)
*) Der Schreckensruf „Hannibal ist vor den Thoren" erhielt sich in Rom sprüchwörtlich. Noch lange nachher brachten Mütter und Kinderwärterinnen unruhige Kinder mit diesem Rufe zur Ruhe.
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224
Alte Geschichte. 3. Periode. Römer.
Aber die Stadt wirklich anzugreifen, wagte er doch nicht. Noch einen Blick finstern Unmuths warf er auf diese Hauptstadt des ihm so verhaßten Volks und zog wieder nach Unter-Italien zurück. Sein Heer schmolz von Tage zu Tage mehr, und der Senat von Karthago schickte ihm keine Unterstützung, weil die mißtrauischen Seelen fürchteten, er möchte, wenn er Rom bezwänge mn Ende sich zum Herrscher seiner Vaterstadt machen. Wahrlich, solche Leute waren eines solchen Mannes nicht werth. Daher wurde nun auch der treffliche Feldherr von den Römern immer weiter zurückgedrängt, und zuletzt wagte es gar ein unternehmender römischer Cousul, Claudius Marcellus, den man das Schwert Roms nannte, so wie Fabins Cunctator das Schild Roms hieß, nach Sicilien überzusetzen und das mächtige Syrakus anzugreifen; denn die Sicilianer hatten sich gegen die Römer empört, und der Abfall griff immer weiter um sich. Aber hier zeigte es sich recht, wie viel oft ein einziger Mann werth ist. In Syrakus lebte damals Archimedes, ein berühmter Mathematiker und Mechaniker, der allein durch die von ihm erfundenen Maschinen den Marcellus lange Zeit abwehrte. Daß er Brennspiegel gehabt, mit denen er einen Theil der römischen Schiffe im Hafen verbrannt habe, ist wohl übertrieben; aber er hatte eine Art eiserner Haken erfunden, welche an einem Stricke, der wieder oben an einem Balken, wie bei unsern Ziehbrunnen befestigt war, auf die feindlichen Schiffe herabgelassen wurden, deren Vordertheil wie mit einer Hand umklammerten, in die Höhe zogen und dann das Schiff mit aller Gewalt fallen ließen, so daß das Hintertheil tief ins Wasser sank. Mit andern Maschinen schleuderte er einen Hagel von Pfeilen und ungeheueren Steinen auf die Schiffe, die unter der Last zer-zertrümmert wurden. Dennoch nahm endlich Marcellus die Stadt durch Ueberrumpelung ein und befahl dabei ausdrücklich den Soldaten, den geschickten Archimedes ja nicht zu todten. Ein Soldat trat in , dessen Zimmer ein, wo er einsam saß, mit dem Stabe mathematische Figuren in den Sand gemalt hatte und ganz in sich vertieft nur über die Auflösung der Aufgabe nachdachte. Ohne aufzustehen, rief er dem herantretenden Römer zu: „ Störe mir meine Cirkel nicht!" Dieser aber wurde unwillig über den grämlichen Alten und spaltete ihm den Kops, der so viel Herrliches ausgedacht hatte. Marcell war untröstlich; er ließ den Archimedes feierlich zur Erde bestatten und errichtete ihm ein Grabmal, wodurch er zugleich sich selbst ehrte.
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266
Alte Geschichte. 3. Periode. Römer.
Pompejus, für den sie eine recht große Belohnung erwarteten. Aber er wandte sich mit Abscheu von ihm ab und befahl, daß man ihn mit den köstlichsten Specereien verbrenne und die Asche in einem Tempel beisetze. Es traten ihm die Thränen in die Augen bei dem Anblicke der Züge eines Mannes, der so lange sein Eidam und Freund und nur zuletzt sein Feind gewesen war, und es mochte in dem Augenblick der Gedanke in ihm entstehen: „Wer weiß, wie dein eigenes Loos einst fallen wird!" Neun Monate ward Cäsar in Aegypten aufgehalten, wo er eine Thronstreitig-keit zwischen Cleopatra und Ptolemäus, ihrem Bruder, zu Gunsten der Ersteren entschied. Ptolemäus ertrank nach der Niederlage seines Heeres im Nil.
Hierauf erfolgte ein so rascher Siegeszug des Cäsar gegen Pharnaces, des Mithridates Sohn, daß Cäsar von sich sagen konnte: veni, vidi, vici (Ich kam, sah und siegte).
Noch aber fehlte viel, daß Cäsar ruhig sich seines Sieges freuen konnte. Pompejus war zwar todt) aber seine Söhne und seine Anhänger lebten noch und mußten erst besiegt werden. Daher mußte Cäsar bald in Afrika, bald in Spanien kämpfen, und überall siegte endlich sein großes Genie. Doch wurde ihm der Sieg oft recht schwer gemacht; denn unter seinen Gegnern waren so eifrige Anhänger der Republik, daß sie lieber sterben, als unter seiner Herrschaft leben wollten. Am berühmtesten darunter ist der jüngere Cato durch feinen Selbstmord geworden. Das Heer der Republikaner stand in der Gegend von Karthago, Cato selbst war in Ixticct. Als er hörte, daß Cysar gesiegt hatte, beschloß er zu sterben. Er nahm ruhig von feinem Sohne und feinen Freunden Abschied, und nachdem Alle schlafen gegangen waren, las er noch in Plato's Buch über die Unsterblichkeit und stach sich dann mit dem Degen mehrmals in die Brust. — Als Cäsar nach Rom zurückkehrte, kamen ihm seine Freunde und Anhänger freundlich entgegen, und der Senat ernannte ihn zum Dictator und zum Consul auf fünf Jahre. Kaiser ist er eigentlich nicht genannt worden, obgleich ans seinem Namen, griechisch ausgesprochen (Kaisar), nachher das Wort Kaiser entstanden ist. Aber er herrschte unumschränkt, tfnd mit verbissenem Unmuthe sahen die Freunde der alten römischen Freiheit zu ihm hinauf. Indessen ist nicht zu leugnen, daß er anfangs sehr vorsichtig verfuhr; er ließ die Republik dem Namen nach fortbestehen, löste den Senat nicht auf und bediente sich zum Scheine noch oft seines Rathes. Auch
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Zweiter punischer Knieg. Schlacht bei Zama.
227
wenig besorgt; denn Karthago mußte, wenn die Schlacht verloren ging, das Aergste von der Erbitterung der Römer fürchten. Er bat daher den Scipio um eine Unterredung; sie wurde bewilligt. Zwischen beiden Heeren, auf einem freien Platze, traten die beiden größten Feldherren ihrer Zeit zusammen. Sie hatten so erbittert sich bekämpft, waren beide von wechselseitiger Achtung erfüllt und sahen sich hier zum ersten Male. Wit Bewunderung standen Beide anfangs einander gegenüber, sich sprachlos betrachtend. Endlich nahm Hannibal zuerst das Wort, erinnerte an die Veränderlichkeit des Glücks, die er seit der Schlacht bei Cannä erfahren hätte und die auch den Scipio treffen könnte, und schlug eine Ausgleichung vor: Rom solle nur Frieden bewilligen; dann wolle Karthago Spanien und alle Inseln des mittelländischen Meeres für immer an Rom abtreten. „Hättest du," antwortete Scipio, „so gesprochen, ehe ich nach Asrika ging und den Sieg bis vor die Mauern von Karthago trug, so wären wir es eingegangen. Nun ist es zu spät. Wer könnte auch euch Karthagern trauen; oft schon habt ihr uns das Wort gebrochen. Also mag die Schlacht entscheiden." — Mit Kummer und böser Ahnung im Herzen kehrte Hannibal zum Heere zurück, Scipio getrosten Muthes. Beide thaten Alles, was man von solchen Männern erwarten kann, wenn Alles auf dem Spiele steht. Das Glück entschied für Rom (202 vor Christus), und nun blieb "den Karthagern nichts übrig, als den Frieden unter jeder Bedingung zu begehren. Diese waren auch hart genug. Daß Karthago blos seine afrikanischen Besitzungen behielt, versteht sich von selbst. Aber es mußte auch eine schwere Summe bezahlen, alle Gefangene unentgeltlich ausliefern, alle Kriegselephanten und fast alle seine Kriegsschiffe den Römern übergeben und versprechen, nie ohne Erlaubniß der Römer Krieg anzufangen. Was mochten die gedemüthigten Karthager, was Hannibal empfinden, als die Auslieferung vor sich ging und die Römer vor ihren Augen 500 schöne karthagische Schiffe auf offenem Meere verbrannten? — Scipio kehrte nach Rom zurück und hielt hier einen Triumph, desgleichen an Pracht man noch nie gesehen hatte.. Auch erhielt er den ehrenden Beinamen „der Afrikaner."
Als der karthagische Senat den Römern die erste Zahlung der versprochenen Kriegscontribution leisten sollte, das Geld nicht zulangte und einige Senatoren darüber Thränen vergossen, lachte Hannibal bitter und rief: „Als die Römer uns die Waffen nahmen, die Kriegselephanten lähmten und die Schiffe verbrannten, da
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Dritter punischer Krieg. Cato.
229
sich nicht zu streiten und zu zanken. Folgt mir dagegen in den Tempel des Capitol, um den Göttern für jenen großen Sieg zu danken." Und wirklich wandte sich alles Volk ihm nach; blos die Gerichtspersonen blieben verblüfft zurück. Einige Tage darauf begab er sich für immer nach seinem Landgute bei Linternnm unweit Neapel. Zwar wurde er noch einmal vor das Gericht gefordert, aber er erschien nicht; und da einige angesehene Bürger seinen Anklägern ihre Schändlichkeit, einen so verdienten und tugendhaften Mann zu verfolgen, vorwarfen, so wurde die Klage endlich aufgegeben. Vier Jahre darauf starb er auf seiner Villa. Schlimmer ging es seinem Bruder Lucius, der wegen seiner Siege über Autiochus der Asiate hieß. Gegen ihn wurde dieselbe Klage angestellt, und ob diese gleich durch nichts begründet werden konnte, so wurde er doch zu einer Geldstrafe verurtheilt, die er nicht bezahlen konnte. Man verkaufte daher alle seine Habseligkeiten und wenig fehlte, daß man ihn obendrein ins Gefängniß geworfen hätte. Beim Verkaufe seiner Sachen wurde seine Unschuld offenbar; denn von ungerechtem Reichthum war keine Spur. Er lebte bis an seinen Tod in solcher Armuth, daß seine Freunde und Verwandten ihn unterhalten mußten. Auch diese Beispiele zeigen, wie oft in Republiken die verdientesten Männer mit Undank belohnt werden.
34. Der dritte punische Krieg, 149—146. — Karthagos und Korinths Zerstörung, 146 vor Christus.
Nach dem Frieden Karthago mit (201) hatten die Römer keine Ruhe der Waffen; ihr Eroberungsgeist strebte jetzt nach den östlichen Ländern, den Trümmern des großen macedonischen Reiches. In blutigen und nicht immer leichten Kriegen haben die Römer allmälig diese Länder unterjocht. Gleich nach dem karthagischen Frieden begann der Krieg mit Macedonien, dessen König Philipp Iii. nach der Niederlage bei Kynoskephalä (196) einen harten Frieden eingehen mußte. Später erhob Perseus, der Sohn Philipps, noch einmal die Waffen gegen den Uebermuth der Römer. Er unterlag in der schweren Schlacht bei Pydna (168), und Macedonien wurde nun eine römische Provinz. — Wie es mit Syrien ging, ist schon bei Hannibals Ende erwähnt worden; der prahlerische und weichliche König Antiochns war bei Magnesia (190) geschlagen worden und hatte einen großen Theil
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234
Alte Geschichte. 3. Periode. Römer.
durch Reichthum schwelgerisch geworden; sinnlicher Genuß und Zerstreuungen galten ihnen als höchster Lebenszweck, und so konnte es nicht anders kommen, als daß sie immer mehr entarteten. Hier, wie in dem einst so kraftvollen Griechenland, war nichts als Uneinigkeit und Mißtrauen, und die Römer hatten daher leichtes Spiel. Korinth hatte sich gegen die Anmaßungen der Römer empört. Mummius, ein wilder General der Römer, wurde hingeschickt, eroberte die prangende Stadt und ließ sie ausplündern und zerstören. Griechenland wurde unter dem Namen Achaja eine römische Provinz. Ungeheuere Schätze wanderten von hier nach Rom; die herrlichsten Kunstwerke, die man der Verwüstung entriß, wurden dorthin geschleppt und zierten nun die- Tempel oder die Paläste und Landhäuser der Reichen. Und so haben es die Römer sortan immer gehalten. Jedes Land, welches sie eroberten — und ihre Ländergier wurde -nicht gestillt, so lange es ein römisches Reich gab —, wurde ausgeplündert, alles Geld den armen Einwohnern recht eigentlich abgepreßt, um in Rom vergeudet zu werden, und die Kunstwerke wurden in Rom ausgestellt. Die alte römische Einfachheit war dahin.
35. Die beiden Gracchen, 133 und 123. Die Cimbern und Teutonen, 113.
In Rom war zwar nach und nach der Unterschied zwischen Patriciern und Plebejern verschwunden, aber es hatte sich eine neue Art von Adel gebildet, der aus Denen, die zu hohen Staatsämtern gelangt waren, und deren Nachkommen bestand. Diese Leute von Einfluß halten auch den größten Theil der Staatsländereien an sich gebracht. Tiberius Gracchus,*) ein Enkel Scipio's des Aeltern, des großen Afrikaners, ein edeldenkender Mann, hatte auf einer Reise von Spanien nach Rom das Elend der ärmeren Classe gesehen und war davon lebhaft ergriffen worden.
*) Cornelia, die Mutter der Gracchen, die Tochter Scipio's, war eine der edelsten römischen Frauen. Sie war an einen gewissen Gracchus, auch einen Feldherrn, verheirathet und ihre beiden Söhne, Tiberius und Cajus, zeichneten sich schon als Knaben aus. Einst kam zu ihr eine andere vornehme römische Dame und sprach viel von ihren Kleinodien und ihrem Putze. Cornelia hörte das eitle Wichtigthun an; eben traten ihre beiden blühenden Söhne ein. „Sieh'," sprach sie nun zu jener, „das sind meine Juwelen!" Welche war die reichere von beiden?
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Cornelia Tiberius Cajus Cornelia
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